Bischof Muser mahnt zu Besonnenheit in Brenner-Frage
Bozen , 29.4.2016 (KAP) Angesichts der österreichischen Vorkehrungen für neue Grenzkontrollen und einen Grenzzaun am Brenner hat der Bozener Bischof Ivo Muser zu Besonnenheit und Dialog gemahnt. "Der Brenner ist nicht irgendeine Grenze", sagte Muser am Freitag der Nachrichtenagentur "Kathpress": "Wir sollten nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, was in den vergangenen Jahrzehnten erarbeitet wurde." Gleichwohl seien die österreichischen Ankündigungen einer möglichen Abriegelung bislang nur "Säbelrasseln".
Muser äußerte sich beunruhigt über den verschärften Ton in der Auseinandersetzung. "Die Verantwortlichen müssen sich an einen Tisch setzen und eine gesamteuropäische Lösung erarbeiten", verlangte er. Gegenüber schnellen und populistischen Antworten sei Kritik angebracht.
Muser sagte, die Zahl der Flüchtlinge über den Brenner habe nicht zugenommen; von daher bestehe "kein konkreter Handlungsbedarf" für Österreich. Stattdessen gebe es "eine Rhetorik, die im Letzten niemandem hilft", so der Bischof. "Die Bevölkerung wird unruhig gemacht - wem nutzt das?"
Auch viele Bürger seien besorgt über das Vorgehen der Regierung in Wien. "Niemand möchte diese Brennergrenze", sagte der Bischof. Der Alpenpass sei auch "belastet mit einer leidvollen Geschichte", so Muser unter Anspielung auf die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die Menschen in Südtirol hätten in der Vergangenheit eine undurchlässige Grenze erlebt. Dies dürfe sich nicht wiederholen.
"Hoffen, dass es beim Säbelrasseln bleibt"
Demonstrative kirchliche Hilfsaktionen für Flüchtlinge am Brenner schloss Muser vorerst aus. "Wir hoffen, dass es beim Säbelrasseln bleibt", sagte er. Die Kirche werde jedoch "wachsam sein und nicht fehlen, wenn wir gebraucht werden". Er wolle "an christliche, aber auch humanistische Werte erinnern, die Europa geprägt haben und auf die Europa stolz sein kann", sagte Muser.
Der Bischof mahnte, sich auf die Realität der Migration einzustellen. "Die Armen dieser Welt lassen sich nicht mehr aufhalten", sagte er. Zugleich gelte: "Niemand verlässt leicht seine Heimat." Es gehe nicht um Zahlen, sondern um konkrete Menschen, die sich als Hilfsbedürftige zeigten. "Den Nächsten kann ich mir nicht aussuchen", sagte Muser.