Orthodoxer Metropolit: "Europa im Zustand moralischer Narkose"

Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz, Arsenios, nach Tragödie auf der Ostautobahn: "Mit jedem toten Flüchtling stirbt Tag für Tag ein Stück Würde Europas"

Wien, 28.8.2015 (KAP) Tief betroffen von der Flüchtlingstragödie auf der Ostautobahn hat sich Metropolit Arsenios, griechisch-orthodoxer Metropolit und Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich, gezeigt. Zugleich kritisierte er mit scharfen Worten die europäische Flüchtlingspolitik. Der Metropolit wörtlich in seiner Stellungnahme: "Wir alle stehen als Österreicher und als Europäer in gemeinsamer Verantwortung für eine Welt menschlicher Werte und menschlicher Würde. Mit jedem toten Flüchtling stirbt Tag für Tag ein Stück Würde dieses Europas, dessen Vereinigung als Absage an Krieg und Terror entstanden ist und das noch vor Jahren Anlass zu großer Hoffnung in einer sich globalisierenden Welt gab."

 

Mit der jüngsten Flüchtlingstragödie "sind wir an einem Punkt angelangt, wo keiner von uns mehr wegschauen darf", betonte Arsenios. Sie offenbare "auf beschämende Weise", dass die in den europäischen Gründungsverträgen beschworenen Werte in der gegenwärtigen Realverfassung Europas nicht mehr zum Tragen kommen. Zum Vorschein komme stattdessen mehr und mehr ein "Europa im Zustand moralischer Narkose, dessen Bemühungen den Anliegen entfesselter Finanzmärkte mehr zu dienen scheinen als den Geboten der Nächstenliebe und humanistischer Vernunft".

 

Europa habe zu lange weggeschaut von den Entwicklungen, die sich nur wenige hundert Kilometer von seinen Außengrenzen entfernt langsam, aber unübersehbar aufgebaut haben. Nun sei man im angesichts der humanitären Katastrophe ohne Plan und lasse einzelne Mitgliedstaaten mit ihren Flüchtlingsproblemen allein, kritisierte der Metropolit.

 

Weder würden Waffenlieferungen aus europäischen Ländern nach Syrien verhindert noch sei Europa imstande, die hunderttausenden Opfer der dadurch gestärkten Terrorstrukturen in ein durchdachtes solidarisches und einzelne Länder nicht überforderndes Aufnahmeprogramm auf EU-Boden zu überführen.

 

Europa sei auch nicht imstande, in Krisenregionen zu investieren, um Menschen die Flucht aus ihrer Heimat überhaupt zu ersparen und den IS-Terror von Geld- und Waffenflüssen, vom Zugang zum Erdöl-Markt sowie von politischer Unterstützung abzuschneiden.

 

Und: "Es ist dasselbe Europa, das selbst in seinen scheinbar profansten Definitionen von Nicht-Diskriminierung und Toleranz aus christlich-humanistischen Quellen schöpft, das aber gleichzeitig keine nennenswerten Bemühungen für sich verbuchen darf, auf internationaler Ebene etwas zum Schutz verfolgter Christen in Nahost und Afrika getan zu haben", so der Metropolit wörtlich. "Wer glaubt, die Werte seiner Gesellschaft bloß zitieren zu können, ohne sie beständig zu leben, zu schützen und zu verteidigen, gibt auf Dauer seine Fundamente preis."

 

Wertefundament droht verloren zu gehen

 

Europa scheine zu vergessen, dass es selbst ein historisch vielfach erkämpftes Gesellschaftssystem ist, das auf dem Fundament ganz bestimmter Werte ruht. Metropolit Arsenios: "Geht das Wissen um diese unsere Werte und deren Bedeutung verloren, verlieren wir gleichzeitig das Fundament unserer freien, modernen, demokratischen europäischen Gesellschaft" Menschenrechte und Grundfreiheiten in ihrem Vollsinn seien im letzten nicht denkbar ohne die "Wurzel christlicher Überzeugung vom unendlichen Wert der menschlichen Seele vor Gott". Dieses jahrhundertealte Fundament gebe einem Land wie Österreich heute das kulturelle Rüstzeug und die moralische Kraft, "so viele Flüchtlinge bei uns aufzunehmen und ihnen in bitterster Not beizustehen". Dieses Fundament müsse geschützt werden, "auch, indem die europäischen Länder nicht durch eine verantwortungslose, derzeit nicht existente EU-Flüchtlingspolitik aus ihren natürlichen kulturellen Gleichgewichten gebracht werden".

 

Es sei an der Zeit, schrieb Metropolit Arsenios, "die politischen Verantwortungsträger unseres Landes und mit ihnen die politischen Verantwortungsträger der Europäischen Union in die allerstrengste moralische Pflicht zu nehmen. Es ist Zeit, aufzuwachen!"

 

Wegsehen und Gleichgültigkeit seien stets Zeichen des beginnenden Niedergangs von Kulturen und Zivilisationen und des langsamen Verlustes von Freiheit und Frieden in einer Gesellschaft. Die EU-Mitgliedstaaten, die Regionen und Gemeinden, die Zivilgesellschaft, die Kirchen und letztlich jeder Einzelne stehe auf dem Prüfstand, mahnt der orthodoxe Metropolit. (Stellungnahme im Wortlaut unter www.metropolisaustria.at/de)

 

zum Bericht von Radio Vatikan

 

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